Robert Galbraith: Das strömende Grab

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:J._K._Rowling_2010.jpg
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So ein richtiger Schmöker für Tage, die schon ab halb fünf dunkle Abende sind. Und Achtung: für lange Lesenächte mit wenig Schlaf.  Stolze 1292 Seiten ist dieser Klotz von Buch lang, aber die haben es in sich.

 

Verführerische Rhetorik verschleiert grausame Realität in einer Sekte

 

Denn Autor Robert Galbraith weiß, wie man Spannung erzeugt, ohne auf Tiefgang zu verzichten.  Wenig überraschend, wenn man weiß, dass sich hinter diesem Pseudonym  niemand Geringeres als Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling versteckt. So, wie sie in der Harry-Potter-Welt eindeutig Stellung bezieht gegen  die eingebildeten Überlegenheitsgefühle von „reinrassigen“ Zauberern gegenüber „Muggeln“ ohne magische Abstammung, genauso bezieht sie im „Strömenden Grab“ Stellung gegenüber den menschenverachtenden,  grausamen Praktiken einer Sekte (die angeblich gegen Hunger und Elend kämpft, es dabei aber perfekt drauf hat, Missbrauch und Ausbeutung aller Art hinter schönklingender Rhetorik zu verstecken).

 

Detektivin Robin Ellacott schleicht sich undercover auf die Farm dieser Sekte ein und erlebt deren Unterwerfungsmethoden am eigenen Leib, von Gehirnwäsche über optischen Illusionen bis zu Nahrungsentzug. Ihr Partner Cormoran Strike bangt um Robin und ermittelt derweil bei ausgestiegenen ehemaligen Sektenmitgliedern. Zeitweise habe ich mir gewünscht, ich hätte mir einen Zettel neben das Buch gelegt, um die zahlreichen verschiedenen GesprächspartnerInnen und ihre Aussagen  notieren und so den Überblick über die reichlich vielen Gespräche behalten zu können. Aber wie Cormoran Strike und Robin Ellacot nach ihrer Rettung die Puzzlestücke aus Halbsätzen und Ungesagtem sortieren, durchschütteln und stringent zur Lösung zusammensetzen, das ist höchste Kunst und höchst spannend.

 

Gut für verregnete Wintertage

 

„Das strömende Grab“ ist Band  7 der Reihe um die beiden Detektive. Seit mehreren Bänden wissen wir LeserInnen – im Gegensatz zu den beiden ProtagonistInnen - , dass die beiden Hauptfiguren ineinander verliebt sind, sich aber alle Mühe geben, das voreinander zu verbergen. Diesmal wagt eine/r von beiden einen entscheidenden Schritt – und dann: Cliffhänger. Buch zuende. Liebesgeschichte nicht. Band 8 dürfte es also mit Sicherheit in etwa zwei Jahren geben. Sehr schön! Bis dahin: aufs Sofa kuscheln, Kerze an, lesen, versinken, genießen.

 

 

 

Robert Galbraith, Das strömende Grab, Deutsch von Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz, Blanvalet, 1292 S., 29,90 Euro

 

 


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Über die Autorin dieses Blogs

Jutta Günther 

  • Neugierige und kritische Krimileserin
  • TV-Reporterin und Hörfunk-Redakteurin (Radio Bremen; Tagesschau; Morgenmagazin etc. bis 2023)
  • Krimikritikerin und -rezensentin im Nordwestradio und bei Bremen Zwei bis 2023
  • Jurorin Radio Bremen Krimipreis
  • Jurorin Krimibestenliste 
  • seit 2024 ehrenamtliche Richterin am Landgericht Bremen

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